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KLIMAWANDEL UND FLUT - "Das ist erst der Anfang"

Lange Zeit waren Wissenschaftler höchst vorsichtig, wenn es darum ging, Zusammenhänge zwischen Wetterereignissen wie der Flut in Süddeutschland und dem globalen Klimawandel herzustellen. Das ändert sich gerade - denn die Extremereignisse häufen sich weltweit.

Wenn man sich die Datenbank der Münchner Rück ansieht, ist die Sache an und für sich klar: In den Jahren zwischen 1950 und 1959 gab es weltweit 13 große wetterbedingte Katastrophen, zwischen 1990 und 1999 waren es 74. Nicht nur für die Rückversicherer, die ein ganz materielles Interesse an solchen Zahlen haben, ist deutlich: Extremereignisse wie massive Niederschläge oder Stürme häufen sich. Bislang waren Meteorologen und Klimaforscher aber stets sehr vorsichtig dabei, die extremen Wetterlagen mit dem globalen Klimawandel in Verbindung zu bringen. Von zu vielen Faktoren hängen einzelne Ereignisse ab, zu ungenau sind die Modelle für Zusammenhänge zwischen lang- und kurzfristigen Entwicklungen. Doch die Zurückhaltung schwindet - denn eigentlich ist man in der Forschergemeinde weitgehend überzeugt davon, dass brütend heiße Sommer, sintflutartige Regenfälle und heftige Stürme zumindest mittelbar mit der globalen Erwärmung zusammenhängen. "Der Konsens ist da", sagt Daniela Jacob vom Hamburger Max-Planck-Institut für Meteorologie im Gespräch mit SPIEGEL ONLINE.

Sie leitet dort den Bereich "regionale Klimamodellierung", und gerade da hat sich in den letzten Jahren viel getan. Man arbeite mit neun weiteren Instituten in Europa zusammen, die alle regionales Klimageschehen simulieren. Und alle seien sich einig: "Es gibt eine Intensivierung von Starkregenfällen." Die Wetterlage, die zu der augenblicklichen Flut im Alpenraum geführt hat, genannt "5b" ("Vb") oder "Genua-Tief", sei zu Beginn des Jahrhunderts etwa ein bis zwei Mal in zehn Jahren aufgetreten - in den letzten Jahrzehnten jedoch im Schnitt je vier bis fünf Mal. "In den Beobachtungen sehen wir, dass sich weltweit Extremereignisse häufen", so Jacob. Die "5b"-Lage entsteht, wenn sich im Golf von Genua ein Tiefdruckgebiet bildet, das dann von West nach Ost über das Mittelmeer zieht und sich mit verdunstetem Wasser vollsaugt. Je wärmer die Atmosphäre ist, desto mehr Flüssigkeit kann sie aufnehmen - also führt ein durchschnittlich wärmeres Klima auch zu durchschnittlich extremeren Regenfällen. Zudem komme diese spezielle Wetterlage durch wachsende Temperaturunterschiede zwischen der Nordpolregion und den Tropen häufiger zustande als früher, erklärt Jacob.

Das "Genua-Tief" kommt immer häufiger

Damit katastrophale Zustände wie jetzt im Süden, das Oder-Hochwasser von 1997 oder das Elbe-Hochwasser von 2002 entstünden, müsse aber noch eine "Störung" hinzukommen, im aktuellen Fall die Alpen. Das "Genua-Tief" ist vom Mittelmeer aus östlich um die Alpen herumgezogen, hat sich ihnen dann von Norden genähert und regnet seine gewaltige Wasserlast jetzt dort ab. Wäre das Tiefdruckgebiet in eine andere Richtung weiter gezogen, hätte sich die Wassermenge womöglich gleichmäßig auf Deutschland verteilt, ohne große Schäden anzurichten.

Auch der Grandseigneur der deutschen Klimaforscher, Mojib Latif vom Institut für Meereskunde der Universität Kiel, findet deutliche Worte. Dass sich Wetterkatastrophen wie die Hochwasser im Alpenvorland oder die Waldbrände in Portugal häuften, habe mit der globalen Erwärmung zu tun, sagte er im NDR. Die Menschen müssten sich darauf einstellen, dass es solche Extremwetterlagen künftig häufiger geben werde.

Zwar gibt es nach Ansicht des Experten keinen offensichtlichen Zusammenhang zwischen dem Hochwasser in Bayern und den Bränden in Portugal. Langfristig sei jedoch erkennbar, dass sowohl Trockenperioden in Südeuropa als auch die sintflutartigen Niederschläge in Mitteleuropa immer mehr zunähmen. "Insofern ist diese Häufung von Extremwettersituationen schon ein allererstes Anzeichen dafür, dass die globale Erwärmung eben auch schon auf das alltägliche Wetter einen gewissen Einfluss hat", sagte Latif.

Weitere Zunahme der Wetterextreme vorausgesagt

In den nächsten 50 bis 100 Jahren werden die Wetterextreme nach Ansicht des Wissenschaftlers noch deutlich zunehmen. "Das, was wir jetzt sehen, ist eigentlich nur der allererste Anfang", sagte er. Es sei jedoch noch möglich, die Erderwärmung im globalen Mittel auf etwa 1,4 Grad zu beschränken, zum Beispiel durch Verringerung des Kohlendioxidausstoßes.

Daniela Jacob ist beim Thema Vorhersage von Flutkatastrophen allerdings vorsichtiger. Man habe in den bisherigen Modellen "keine Indizien dafür, dass diese Extremwetterlagen in den nächsten Jahrzehnten noch häufiger werden".

Eisfreie Ozeane in hundert Jahren?

Im vergangenen Dezember hatten US-Wissenschaftler erstmals von einem konkreten Zusammenhang zwischen einzelnen Wetterphänomenen und dem menschengemachten Klimawandel hingewiesen. Im Fachmagazin "Nature" hatten die Forscher von Berechnungen berichtet, nach denen der mörderische Hitzesommer des Jahres 2003 aller Wahrscheinlichkeit nach auf den Ausstoß von Treibhausgasen zurückzuführen sei. Wissenschaftler vom Meteorologischen Institut der Uni Bonn verglichen kurz darauf die Vorhersagen einer Vielzahl von Klimamodellen - und kamen ebenfalls zu dem Schluss, das die Klimaveränderung vom Menschen hervorgerufen wird, zumindest zum Teil. Von einem anderen Schauplatz der gewaltigen Umwälzungen, die der menschliche Einfluss überall auf dem Planeten hervorruft, berichtet ein großes Forscherteam, das Arctic System Science Committee der US-amerikanischen National Science Foundation. Das Abschmelzen des Eises in der Arktis nehme zu, berichten die Wissenschaftler in "Eos", der Wochenzeitschrift der American Geophysical Union. Innerhalb eines Jahrhunderts könnte die Entwicklung zu einem im Sommer völlig eisfreien Meer führen - Bedingungen, die in der Region seit einer Million Jahren nicht mehr geherrscht hätten.

Von Christian Stöcker, Spiegel vom 24.08.05

In Flutgebieten darf weiter gebaut werden

Der Schutz vor Überflutungen ist erstmals bundesweit einheitlich geregelt. Der Bundesrat hat das Gesetz zum Hochwasserschutz gebilligt - allerdings erst, nachdem die Länder das harte Regelwerk aufgeweicht haben.

Berlin -
Nach dem Bundestag hat am heutigen Freitag auch der Bundesrat dem Kompromiss über das Hochwasserschutzgesetz zugestimmt. Das Regelwerk ist eine Folge der katastrophalen Überflutungen in den vergangenen Jahren. Jetzt werden erstmals bundesweit einheitliche, stringente Vorgaben zur Vorbeugung gegen Hochwasserschäden verbindlich.

Die Bundesländer haben jedoch gegenüber der Berliner Regierung Änderungen in drei zentralen Fragen durchgesetzt. Demnach wird es kein Ackerbauverbot in erosionsgefährdeten Abflussbereichen geben. Auch die Ausweisung neuer Baugebiete und die Errichtung neuer Ölheizungsanlagen sind in Überschwemmungsgebieten weiterhin möglich.

Ursprünglich sah der Gesetzesbeschluss des Bundestages vor, den Ackerbau in erosionsgefährdeten Abflussbereichen ausnahmslos zu untersagen. Auch außerhalb der Abflussbereiche waren erhebliche Auflagen für die Landwirtschaft geplant. Nach dem Vorschlag des Vermittlungsausschusses können jetzt die Länder entscheiden, wie Erosionen und Schadstoffeinträge in Überschwemmungsgebieten vermieden oder verringert werden können.
Darüber hinaus dürfen Behörden in Ausnahmefällen auch in flutgefährdeten Gebieten neue Baugebiete ausweisen - etwa wenn Gemeinden keine anderen Möglichkeiten der Siedlungsentwicklung haben und wenn Gefahren für Leib und Leben oder erhebliche Sachschäden nicht zu erwarten sind. Auch Ölheizungsanlagen dürfen künftig in Überschwemmungsgebieten errichtet werden - unter der Auflage, dass sie hochwassersicher sind.

Die Länder müssen innerhalb der nächsten vier Jahre Pläne für einen abgestimmten Hochwasserschutz entlang der Flüsse aufstellen. Sie müssen dem Gesetz zufolge auf ein so genanntes 100-jährliches Hochwasser, also ein Ereignis, dass statistisch einmal in 100 Jahren zu erwarten ist, ausgelegt sein.

Bundesumweltminister Jürgen Trittin (Grüne) bezeichnete den Kompromiss zum vorbeugenden Hochwasserschutz als "wichtigen Schritt". Er erinnerte daran, dass die Jahrhundertflut 2002 insgesamt 21 Menschen das Leben gekostet und zehn Milliarden Euro Sachschäden verursacht habe.

Spiegel 18.03.05



WWF warnt vor Überflutungen durch Gletscherschmelze

Die Umweltschutzorganisation WWF zeichnet ein apokalyptisches Bild. Da die Gletscher im Himalaya abschmelzen, drohen umfangreiche Überschwemmungen in China, Indien und Nepal. Im Anschluss könnte es zu einem Wassermangel in der gesamten Region kommen.


Genf - Die globale Erwärmung beschleunigte den Rückgang der Gletscher nach Angaben der WWF auf 10 bis 15 Meter pro Jahr. "Das Abschmelzen wird zunächst den Wasserpegel in den Flüssen erhöhen und Überschwemmungen auslösen", sagte die WWF-Klimaexpertin Jennifer Morgan heute in Genf. "Aber in einigen Jahrzehnten wird sich die Lage ändern und die Wasserpegel gehen zurück, was massive wirtschaftliche und ökologische Probleme für die Menschen in Westchina, Nepal und Nordindien zur Folge hat."

Das Gletscherwasser fließt in sieben der größten Flüsse Asiens: Ganges, Indus, Brahmaputra, Mekong, Thanlwin, Jangtse und in den Gelben Fluss. Der WWF verwies darauf, dass somit die Wasserversorgung Hunderter Millionen Menschen das ganze Jahr über gesichert sei. Gingen die Pegel zurück, könnten auch die Wasserkraftwerke nicht mehr richtig arbeiten, außerdem sei mit Ernteausfällen zu rechnen.
Spiegel vom 14.03.05

Blockierer

Sieben der zehn Autos mit dem größten Spritverbrauch auf dem amerikanischen Markt sind „made in Germany“, haben deutsche Umweltverbände ausgerechnet. Und daher empfinden es Greenpeace, BUND, Nabu und Co. als starkes Stück, dass ausgerechnet BMW, Daimler, VW und Porsche gemeinsam mit japanischen und US-Herstellern gegen ein Klimaschutzgesetz in Kalifornien vor Gericht ziehen. Der Schwarzenegger-Staat will dafür sorgen, dass bis 2016 der Ausstoß von Treibhausgasen bei Neuwagen auf 127 Gramm pro Kilometer sinkt - was einem Spritverbrauch von nicht viel mehr als fünf Litern je 100 Kilometern entspräche.

Während die Hersteller darauf pochen, dass nicht Kalifornien im Alleingang, sondern nur ein Bundesgesetz solche Limits vorschreiben darf, greifen die Umweltverbände die deutschen Autoproduzenten frontal an: Sie wollten nur ihr Recht auf den „Weiterbau sprithungriger und klimavernichtender Fahrzeuge vor Gericht einfordern“, formuliert etwa die Deutsche Umwelthilfe.

Solche Kritik ist keineswegs aus der Luft gegriffen. Die deutsche Autoindustrie hat sich in der Vergangenheit immer wieder als Gemeinschaft der Blockierer erwiesen, wenn es darum ging, etwa den Dieselmotor durch den Einbau eines Filters umweltverträglicher zu machen. Und auch der Katalysator wäre niemals Standard geworden, wenn nicht per Gesetz ordentlich Druck gemacht worden wäre. Denn den braucht die Autoindustrie - nachweislich.
VON FRIEDEMANN SIERING, KStA 29.03.05



Billigflieger und der Klimawandel


Alltours will Kerosinsteuer

"Die Lockvogelangebote der Billigfluglinien sind umweltpolitisch absolut verantwortungslos und obendrein kaufmännisch unseriös", sagte Alltours-Chef Willi Verhuven in Berlin. Beim Urlauber werde jedes Gefühl für Leistung zerstört.

Alltours ist mit jährlich knapp 1,5 Millionen Urlaubern und einem Umsatz von 1,27 Milliarden Euro Deutschlands viertgrößter Reiseveranstalter. Verhuven sagte, er sei sich bewusst, dass er mit seinem Vorstoß die Reise- und Luftfahrtbranche provoziere. Bisher treten die führenden Reisekonzerne, Fluglinien und Verbände geschlossen gegen eine Kerosinsteuer und andere Aufschläge für Flugreisen an. Er habe seinen wichtigsten Flugpartner Air Berlin vorab über seine Initiative informiert, sagte Verhuven.

"In Zeiten der Klimaveränderungen müssen wir sehen, dass wir mit dem Flugzeug schon erheblich zur Umweltverschmutzung beitragen ", sagte der Alltours-Chef. "Deshalb muss für Flüge ein angemessener Preis gezahlt werden."

Alltours unterstütze daher die Überlegungen der Bundesregierung und der EU-Kommission zur Einführung einer europaweiten Kerosinsteuer oder einer Flugticket-Abgabe, sagte Verhuven. Auch der EU-Plan, die öffentlichen Beihilfen für Billigfluglinien zu beschneiden, sei richtig. Gegenwärtig bestehe auf Grund einer "absurden" Förderung von Billigflughäfen an vielen Flughäfen in Deutschland ein starkes Überangebot. Auch für Fluglinien müsse, wie seit Jahren bei Reiseveranstaltern vorgeschrieben, eine Konkursversicherung zur Pflicht werden.

Aus Sicht Verhuvens muss sich die Touristik mit den ökologischen Folgen von Massenurlaub auseinandersetzen. In den vergangenen Jahren habe sich in dieser Hinsicht insbesondere bei den Hotels viel getan. Alltours werde jetzt auf Mallorca die von der Regionalregierung geplante grüne Umweltkarte unterstützten und ein bestimmtes Kontinent für seine Gäste übernehmen.
n-tv vom 12.03.05